Typ-1-Diabetes als willkommene Ausrede

Da man schließlich auch positive Seiten von Diabetes finden muss, kommt es vor, dass Menschen mit T1D diesen als Ausrede benutzen, um unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen. Ja, Diabetes kann auch Vorteile haben! Erzählen Sie uns, wie Sie dank Typ-1-Diabetes gewisse Situationen umgehen konnten, sei es, weil Sie zu bequem waren oder weil Sie einfach keine Lust hatten. 

Jugendliche schwänzen Sportkurse, Erwachsene sagen Treffen ab

Im Allgemeinen sind die Sportstunden bei Jugendlichen in der Mittel- und Oberschule nicht sonderlich beliebt. „Wenn ich Rugby spiele, verliere ich mein Gerät!“; „Mir ist schwindelig!“ oder einfach „Wenn ich Sport treibe, bekomme ich eine Hypo ! “.  Diabetes sei Dank! So wurden Adélie, Roxanne und Enora von einigen Trainings befreit. Etwas peinlich wurde es, als der Sportlehrer von Aurélie einen Arzt zu Rate zog, um zu lernen, mit Typ-1-Diabetes und eventuellen Hypos seiner Schülerin umzugehen.

Diabetes funktioniert auch als Ausrede, um sich vor Prüfungen zu drücken. Das hat bei den Mathe- und Spanischprüfungen von Delphine geklappt, die dazu absichtlich ihr Frühstück ausgelassen, Jahre später aber alles gestanden hat. Sady, Cindy und JC haben Süßigkeiten gegessen, um im Krankenzimmer zu landen und ungeliebte Fächer zu umgehen. 

Schluss mit solchen Ideen! Auch Eltern nutzen Diabetes manchmal als Vorwand. So die Mutter eines Kindes mit Typ-1-Diabetes: „Mein Kind kann sich vom Schwimmen befreien lassen, denn wenn ich nicht dabei bin, kann es seinen Diabetes beim Schwimmen nicht richtig kontrollieren.“ Das ist der Fall bei Gwens Sohn.

Enora bekam an der Uni über die Dienste für behinderte Studenten jemanden, der für sie mitschrieb. So konnte sie sich dank T1D den Großteil der Vorlesungen sparen, die meist nicht einmal obligatorisch sind.

„Hallo Kollege… Ich komme heute etwas später. Ich hatte eine Hypo und brauchte etwas Zeit, um meinen Blutzuckerspiegel wieder hochzubringen“ : So klingt die Ausrede mit dem kaputten Wecker bei Menschen mit Typ-1-Diabetes!

„Wegen der Sitzung… Ähm… Fangt schon einmal ohne mich an, ich muss meinen Blutzuckerspiegel wieder hochbringen und meinen Diabetes in den Griff bekommen. Ich komme so bald wie möglich!“; Und schwuppdiwupp ist man raus aus der öden Sitzung! 

Sich bei Abendessen oder Familientreffen entschuldigen lassen

Wie im berühmten Song von Bénabar „Ist doch egal, wir gehen nicht, wir sagen einfach…[der Diabetes ist schuld ?]“ ?

Wenn es kalt ist und regnet, ist es unter der Decke gemütlicher als draußen mit Freunden und Freundinnen. „Es tut mir leid, ich habe mich den ganzen Tag nicht so gut gefühlt, ich möchte mich lieber ausruhen und unseren Abend verschieben. Ist das in Ordnung für euch?“. Vanessa und Claire wissen, wie es geht.

Gewisse Mahlzeiten und Tage ziehen sich in die Länge;  nämlich dann, wenn uns die Gastgeber vorschlagen, zum Abendessen zu bleiben.  „Das würde ich ja wirklich gerne, aber ich habe nicht das Nötige dabei, um meinen Diabetes zu kontrollieren. ». Diana und Sadjia wissen, wovon sie sprechen.  

Dann bleibt noch die Verspätung… „Entschuldigt bitte, dass ich so spät bin. Ich hatte eine Hypo und musste deshalb noch etwas essen und mich ausruhen, bevor ich gehen konnte. ». Bei Marie-Jo funktioniert das jedes Mal.

Essen, worauf man Lust hat 

Wenn man beim Dessert wählerisch ist, kann man immer vorgeben, Gebäck sei generell bei Typ-1-Diabetes nicht gut für den Blutzuckerspiegel. Vor allem vergisst man absichtlich, die funktionelle Insulintherapie zu erwähnen. Stimmt‘s, Gladys?

Melone zu Beginn der Mahlzeit? Nein danke. Das geht nicht wegen der Aufnahme der in der Mahlzeit enthaltenen Kohlenhydrate. Ist das nicht so, Marie? 

Die Rettung in heiklen oder unangenehmen Situationen

Na also! Typ-1-Diabetes ist eine Ausrede für alles. Sie sagen es selbst. 

Estelle: „Eines Tages hat mich mein Vater an einem Mittwochmittag in der Schule zum Essen abgeholt. Wie gewohnt fuhr er etwas zu schnell auf der Landstraße, als uns ein Polizist anhielt und meinen Vater zurechtwies, der sich Mühe gab, keine Miene zu verziehen. Ich habe meine beste Schauspielermiene aufgesetzt und mit zittriger Stimme gesagt: „Papa, Papa! Ich bekomme eine Unterzuckerung, schnell! ». Der Polizist verstand, dass ich Diabetes habe, und hat uns fahren lassen. »

Maya: „In einem Ferienlager wollte ich nicht mehr weitergehen und habe eine Hypo simuliert. Daraufhin trug mich der Betreuer auf dem Rücken zum Lager zurück. »

Amandine: „In meiner Teenagerzeit waren meine Eltern immer sehr besorgt, wenn ich ausgehen wollte. Ich musste immer meinen Blutzucker messen, bevor ich ging. Wenn ich den Verdacht hatte, dass das Ergebnis nicht gut ausfallen würde, benutzte ich die Testtropfen-Fläschchen meines Messgeräts. Der Blutzuckerspiegel war perfekt und keiner hat etwas gemerkt!“

Domitille: „Eines Tages hat mir meine Schwester mein Handy weggenommen. Sie kann es nicht leiden, wenn man während des Essens sein Handy bei sich hat. Ich habe dann vorgegeben, dass ich es brauche, weil meine App darauf gespeichert ist! Vielen Dank, kontinuierliche Glukosemessung!“

Gewisse Menschen mit T1D haben viel Fantasie ?