Der Reitsport kann in einer Vielzahl von Aktivitäten ausgeübt werden: Dressur, Ausdauer, Springreiten, Horseball, Polo, Ausritte usw. Jede dieser Disziplinen setzt andere Fähigkeiten und stellt verschiedene Anforderungen. Wenn man mit einem Typ-1-Diabetes lebt und Reitsport betreibt, ist es umso wichtiger, sich entsprechend anzupassen.
Die Beziehung, die sich zwischen Pferd und Reiter entwickelt, macht diesen zu etwas ganz Besonderen. So merkwürdig es auch erscheinen mag, aber diese Beziehung kann Auswirkungen auf dem Umgang mit dem Diabetes haben. Wir erzählen Ihnen etwas.
Umgang mit Typ-1-Diabetes und Reitsport
Im Allgmeinen wird der Reitsport als sanfte Sportart betrachtet, die schon in sehr jungem Alter ausgeübt werden kann. Er beansprucht hauptsächlich die Rückenmuskeln und die Bauchmuskulatur. Er verbessert das Gleichgewichtsgefühl des Reiters oder der Reiterin und steigert die körperliche Belastbarkeit. Nun gibt es jedoch vom Springreiten über das Ausdauerreiten, Polo, Ride and Run bis zum Gespannfahren zahlreiche, sehr unterschiedliche Disziplinen, die mit einem Pferd ausgeübt werden können.
Als ReiterIn, der/die mit einem Typ-1-Diabetes lebt, sollte man 2 Richtungen unterscheiden:
- die Disziplinen, deren Anstrengungen einem Ausdauersport gleichkommen, wie beispielsweise Ride and Run,
- und diejenigen, die über einen kurzen Zeitraum viel Energie erfordern, wie das Springreiten.
Je nach der Aktivität, für die Sie sich entscheiden, sollten Sie:
- die Mahlzeiten vor und nach der Anstrengung anpassen;
- Ihre Insulindosierung anpassen;
- Ihren Blutzuckerspiegel regelmäßiger als gewöhnlich kontrollieren.
Ihr Bedarf hängt auch davon ab, ob Sie nach einer Anstrengung eher zur Hypoglykämie oder zur Hyperglykämie neigen.
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Vergessen Sie nicht, dass die Hypo- und/oder Hyperglykämien mehrere Stunden nach der körperlichen Anstrengung auftreten können. Außerdem müssen auch Ängste oder Stress berücksichtigt werden: egal, ob es sich um eine gewisse Angst vor einem Ausritt handelt, weil Sie daran nicht gewöhnt sind, oder um Lampenfieber vor einem Springturnier. Wie dem auch sei, Sie sollten keinesfalls vergessen, etwas bei sich zu haben, damit Sie sich bei Bedarf Zucker zuführen können.
Schließlich ist es empfehlenswert, dass Ihr Reitlehrer oder Ihre Reitlehrerin über Ihren Typ-1-Diabetes informiert ist.
Die Beziehung zum Pferd und der Typ-1-Diabetes
Wie zuvor angemerkt, liegt das Besondere beim Reitsport in der Beziehung zwischen dem Pferd und seinem Reiter oder seiner Reiterin. Wie auch bei jeder anderen Beziehung, insbesondere zwischenmenschlichen, geht es um eine Begegnung, um Persönlichkeiten und Charakter.
Das Pferd und der Mensch müssen sich kennenlernen und der Mensch muss lernen, sich auf den Charakter dieses einfühlsamen Tiers einzustellen. In einer funktionierenden Beziehung kann der Reiter/die Reiterin sich selbst besser kennenlernen und lernen, in sich hineinzuhorchen. Das Pferd nimmt alle Verhaltensweisen und/oder Haltungen der Person wahr, die sich um das Tier kümmert.
Fragen Sie sich, was das Ganze mit dem T1D zu tun hat?
Sicher lässt ein Pferd weder den Blutzuckerspiegel ansteigen oder absinken, noch liefert es Insulin. Aber eine gesunde und vertrauensvolle Beziehung zu diesem Tier kann helfen, den T1D aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sich seine Gefühle und seine Körperhaltung bewusst zu machen. Wenn man sich um ein Pferd kümmert, kann man lernen, sich selbst in der Bahn zu halten und auf sich selbst zu besinnen, auf seine Gefühle und Eindrücke zu hören. Über die Beziehung zu einem Pferd kann ein Mensch, der mit einem Typ-1-Diabetes lebt, lernen, loszulassen und seine eigenen Haltungen und Reaktionen zu erkennen. Dies kann beispielsweise auch bei einer Reittherapie erfolgen. Die Interaktion zwischen einer Person, einem Pferd und einem/einer TherapeutIn, kann allmählich dazu führen, den T1D besser zu akzeptieren.
Wir haben mit Ella gesprochen, die uns von ihrer ganz besonderen Beziehung zu ihrem Pferd erzählt hat, das einen wirklich eigenwilligen Charakter hat! Sie wollte eigentlich ein gefügigeres Pferd, aber sie hatte sich einfach in dieses verliebt. Dieses Lebewesen mit seinem eigenwilligen Charakter gibt ihr deutlich zu verstehen, wenn ihm etwas nicht gefällt und es entscheidet, wer auf ihm reiten darf oder nicht. Aber wenn es zulässt, dass jemand in seine Nähe kommt, ist es sanft und geduldig. Zeit mit ihrem Pferd zu verbringen, ermöglicht es ihr, abzuschalten und sich auf sich selbst und ihre Bedürfnisse zu besinnen. Sie hat uns anvertraut, dass ihr Pferd sich weigert, sie aufsitzen zu lassen, wenn sie eine Hypoglykämie hat; eine Frage des Geruchs oder des Verhaltens? Es mag erstaunlich scheinen, aber es wusste sogar vor ihr selbst, dass sie schwanger war, denn es verhielt sich sehr viel vorsichtiger und sanfter als üblich. Eine schöne Geschichte, nicht wahr?
Der Reitsport ist eine Aktivität mit zahlreichen wohltuenden Wirkungen, sowohl in körperlicher wie auch in psychologischer Hinsicht. Versuchen Sie es, es wird Sie mit Sicherheit bereichern!
Quelle
https://www.ifequitherapie.fr/ressources/definitions/definition-equitherapie/