Hallo an alle und willkommen bei meiner Kolumne 🙂 Ich bin Stéphanie, 42 Jahre alt und Krankenschwester. Ich lebe seit 27 Jahren mit Diabetes Typ 1 und seit 2017 bin ich auch Mutter eines Kindes mit insulinabhängigem Diabetes. |
Um Diabetes Typ 1 im Jugendalter als Elternteil besser zu verstehen, hilft es sich eine Art „Zutatenliste“ anzusehen und so Diabetes bei Kindern und Jugendlichen und deren Gefühle für die Eltern und Verwandten verständlicher zu machen:
Zutaten:
- Mädchen und Jungen im Alter von 10–16 Jahren – also mitten in der Pubertät und im Jugendalter.
Das bedeutet: Stimmungsschwankungen, zunehmendes Aufbegehren, Bedürfnis nach Unabhängigkeit etc.– und alle physischen und hormonellen Veränderungen, mit denen Jugendliche in der Pubertät konfrontiert werden.
- eine chronische Krankheit mit ihren Einschränkungen und der Abhängigkeit von der Behandlung.
Also Diabetes Typ 1 und alles, was dazugehört: Spritzen, Insulin, Ernährungsplan, Geräte zur Diabeteskontrolle usw. Und jetzt alles einmal gut durchrühren!
Das Ergebnis ist eine explosive und komplexe Mischung, die nicht so schnell wieder verschwindet und sich als ziemlich komplizierte Angelegenheit erweisen kann – für Teenager selbst und auch ihre Eltern.
Lesen sie auch: Wie lebt man als Schulkind mit Diabetes Typ 1?
Ich spreche hier aus der Perspektive der Eltern, die ihre an Diabetes erkrankten Kinder und Jugendlichen in dieser turbulenten Zeit begleiten.
Diabetes Typ 1 im Jugendalter: eine Zeit der Veränderungen
Bei der Behandlung von Diabetes mellitus 1 im Jugendalter sind ein paar Dinge zu betrachten:
- Insulinresistenz;
- Erhöhter Insulinbedarf aufgrund des gestiegenen Hormonhaushalts;
- Verleugnung der Krankheit;
- Betrachtung des Diabetes als Feind.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Diabetes im Jugendalter umzugehen. Die Ausgangssituation unterscheidet sich danach, ob der Diabetes während der Kindheit oder erst im Jugendalter entdeckt wird.
Eltern, die sich von frühester Kindheit an um ihr Kind mit Typ-1-Diabetes gekümmert haben, sind mit den Feinheiten der Krankheit bestens vertraut. Sie haben Erfahrung im richtigen Diabetes-Management und bereits einige Höhen und Tiefen mit dem Typ-1-Diabetes Ihres Kindes durchlebt.
Tritt Diabetes Typ 1 dagegen erst im Jugendalter auf, beginnt das Lernen der Eltern über die Krankheit gleichzeitig mit dem ihrer Kinder. Das erfordert einiges an Nachsicht, denn nun sind zwei Krisen gleichzeitig zu bewältigen: eine hormonelle und eine medizinische.
Das bedeutet nicht, dass es bei einem im Kindesalter entdeckten Typ-1-Diabetes, oft juveniler Diabetes genannt, unbedingt einfacher ist. Doch während der Adoleszenz, also im Alter von Jugendlichen, kann es zu einem Burn-out kommen.
Meine Ratschläge für Eltern:
- Immer für Ihr Kind mit Diabetes da sein.
- Achten Sie auf die Einhaltung der Diabetes-Behandlung und des Managements.
- Darauf achten, dass die Pubertät die Insulintherapie nicht (zu sehr) beeinträchtigt.
- Zögern Sie nicht, sich von medizinischem und unterstützendem Fachpersonal (Diabetologen, Ärzten etc.) helfen zu lassen, denn diese Art der Unterstützung kann Ihrem Teenager die Betreuung während dieser schwierigen Zeit erleichtern. So können Sie sich wieder mehr Zeit für Ihre Elternrolle nehmen.
Jugendalter, Individualität & Pubertät bei Diabetes Typ 1
Wer „Teenager“ sagt, muss auch „häufige und plötzliche Stimmungsschwankungen“ sagen, nicht wahr? 🙂
Das Problem bei einem Mädchen oder Jungen im Jugendalter mit Diabetes ist, dass die Stimmungsschwankungen auch von einer Unter- oder Überzuckerung kommen könnten. Normalerweise würden Sie ihn oder sie einfach bitten, zur Kontrolle einen Blutzuckertest zu machen. Aber Jugendliche sind rebellisch! Teenager haben schnell die Nase voll von ständigen Erinnerungen und Aufforderungen ihrer Eltern.
Mein Tipp an alle Eltern: Gehen Sie ihnen nicht mit wiederholten Aufforderungen auf die Nerven. Sonst lassen sie Sie erst recht abblitzen und machen das genaue Gegenteil.
Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen werden! Aber es muss Ihnen gelingen, ihr Vertrauen zu gewinnen.
im Jugendalter verändert sich der Körper und Jugendliche fühlen sich damit nicht immer wohl. Typ-1-Diabetes macht alles noch ein bisschen komplizierter. Teenager müssen auch mit ihren Geräten (Sensor, Pumpe usw.) umgehen und sie in ihre Outfits integrieren!
Jugendliche sind auch gerne mit ihren Freunden und Freundinnen zusammen und suchen Anerkennung in der Gruppe. Diabetes Typ 1 kann dazu führen, dass sich Ihr Teenager von den anderen unterscheidet und sich deshalb unwohl fühlt.
Meine Ratschläge für Mütter und Väter von Jugendlichen mit Diabetes:
- Sprechen Sie mit ihm/ihr über die kommenden körperlichen Veränderungen.
- Machen Sie sich keine Sorgen. Die Hormone erhöhen den Blutzuckerspiegel, deshalb steigt die Insulindosis. Das ist kein Anzeichen dafür, dass sich der Typ-1-Diabetes verschlechtert hat.
- Überprüfen Sie den Bedarf regelmäßig neu, da Jugendliche an Gewicht zunehmen und die Gewichtszunahme den Insulinbedarf erhöht.
Diabetes sollte kein Anderssein darstellen, unter dem der oder die Jugendliche leiden. Man muss versuchen, daraus eine Stärke zu machen. Jugendliche mögen es nicht, wie alle anderen zu sein. Das ist die Zeit der Selbstbehauptung und der Entwicklung eines individuellen Stils. Ein junger Mensch, der den Unterschied bzw. Andersartigkeit akzeptiert, die ein Typ-1-Diabetes mit sich bringt, wird der Krankheit als Erwachsene(r) mit Gleichgültigkeit begegnen.