Als Gisèle 2016 ihren Blog über das Leben mit Typ-1-Diabetes startete, gab es im Internet nicht viele Angebote zu diesem Thema. Heute gibt es immer mehr Seiten wie ihre, aber sie ist immer noch eine Inspirationsquelle für viele französischsprachige Menschen mit T1D. Im Jahr 2020 startet sie zusammen mit ihrer Freundin Nina „Le diabète enchaîné“ (Der entfesselte Diabetes), ein Webzine, das sich dem Leben mit T1D widmet. Nach einem Jahr Arbeit an diesem Projekt überlässt sie es ihrer Freundin.
Land | Frankreich |
Blog | La Belle & le Diabète |
@labelleetlediabete | |
La Belle & le Diabète |
Könntest du dich bitte kurz vorstellen und dein Engagement in der T1D-Community näher beschreiben?
Ich bin Gisèle Nicolas, 27 Jahre alt, habe seit 21 Jahren Diabetes und betreibe den Blog La Belle & le Diabète. Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch, der oft auf Humor setzt, und ich nutze meine Kompetenzen im Bereich Grafikdesign, um unseren Alltag als Menschen mit T1D zu veranschaulichen und die Franzosen über Typ-1-Diabetes aufzuklären. Außerdem macht es mir Freude, andere zu ermutigen, auf demselben Level Sport zu treiben, denn man kann mit Typ-1-Diabetes leben und sportlich sein, und mir ist es wichtig, sie dazu anzuregen, ihre Interessen zu leben und mehr über ihren Diabetes zu erfahren, damit sie sich dadurch keine Grenzen setzen. Ich habe selbst noch einiges zu lernen und finde es gut, dass wir uns alle gegenseitig motivieren.
Was hat dich ermutigt, dich für von T1D Betroffene zu engagieren? Und: Was bewegt dich heute noch dazu, mit La Belle et le Diabète weiterzumachen?
Als ich meinen Blog startete, ging es mir darum, die Franzosen über den Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes aufzuklären. Dies war sozusagen mein Steckenpferd. Ich erkannte dann bald, dass unter uns ein echtes Bedürfnis nach Austausch, Unterstützung und manchmal auch nach Relativierung herrschte. Meine Facebook-Seite wurde daraufhin zu einem Ort, an dem man sich austauschen und lachen konnte. Das war vor vielen Jahren, heute gibt es eine Vielzahl von Blogs auf Facebook und in den Netzwerken. Aber als ich anfing, merkte ich, dass es hier eine echte Lücke gab. Heute mache ich weiter, weil es auch mir guttut, und diejenigen, die mir weiterhin folgen, werden wissen, warum sie bei mir bleiben … warum sollte ich also aufhören? 😉
ETWAS, das du gerne gehört hättest, als du deine Diagnose erhalten hast? Oder wovon du dir gewünscht hättest, dass es dir gesagt worden wäre, als du jünger warst?
Nichts, aber ich hätte mir gewünscht, dass man sich besser um meine Mutter gekümmert hätte, weil sie wenig Unterstützung hatte und sehr darunter gelitten hat. Sie musste mich beruhigen und mir die erforderlichen Mittel und das Rüstzeug an die Hand geben, um glücklich und gut zu leben, während niemand wirklich für sie da war … (ja, sie ist echt cool).
EIN Satz, den du im Zusammenhang mit Diabetes am liebsten nie wieder hören würdest?
Dass Diabetes durch Zucker verursacht wird. Aber dafür müssten wir den Namen ändern, denn ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wie sich das ändern soll, wenn die Medien und manchmal sogar die FFD (Französische Diabetikervereinigung) die Unklarheiten über den Unterschied zwischen Typ 1 und 2 weiterhin kultivieren… Ohne eine Änderung des Sprachgebrauchs – wir stellen ja nur 10 % der Diabetiker dar – ist es also nahezu aussichtslos, denke ich. Vor allem, weil es dem Rest der Welt, abgesehen von denjenigen, die davon betroffen sind, gleichgültig ist.
Wenn dein Diabetes eine Person wäre und du einmal in deinem Leben mit ihr sprechen könntest, was würdest du ihr gerne sagen?
„Alter … ich weiß nicht, was man dir angetan hat, bevor du mich getroffen hast, aber du könntest ein bisschen weniger feindselig sein, wir leben immerhin zusammen!“
Woraus besteht deine bevorzugte Zuckerzufuhr, wenn du in einer Hypo bist?
Das wirksamste Mittel: Eine Flasche Sirup. Den Luxus, mich zu fragen, was ich am liebsten hätte, kann ich mir nicht leisten.
Dein liebster „Low Carb“-Snack?
Ah. Ah. Ah. Was für eine komische Frage … Sie erwarten doch nicht etwa, dass ich Ihnen sage, dass ich mir, wenn ich um 16 Uhr zusammenbreche, gedünsteten Lauch mit Vinaigrette mache? Mal ganz im Ernst. So etwas gibt es in meinem Leben nicht.
Dein Lieblingsgericht (mit vielen Kohlenhydraten 😉)?
Besonders liebe ich die japanische Küche und Poke Bowls. Aber ich kann nicht erwarten, dass ich mit gesüßtem Reis meinen Diabetes schneller als in 6 Stunden regulieren kann … Denn ich habe eine Insulinresistenz. Wenn wir zum Beispiel vom Mittagessen ausgehen, dauert es drei Stunden, bis mein Insulin wirkt. (Ich nehme Mehrfachinjektionen) Das verringert meine Chancen auf einen schönen Nachmittag, auch wenn Sushi auf den ersten Blick nicht der kohlenhydratreichste Teil der Speisekarte zu sein scheint.
Burn-out bei Diabetes: Sagt dir das etwas? Gibt es persönliche Erfahrungen, die du mit anderen teilen möchtest? Und wenn ja, welche Tipps hast du, um damit umzugehen?
Das Problem ist die psychische Belastung der Menschen, die mit Diabetes leben. Manchmal, wenn man das Gefühl hat, dass man für sein Gleichgewicht kämpft und dabei auch noch Opfer bringt, und sich nichts zum Besseren wendet, kann man ganz schön ins Schleudern kommen. Ich weiß keine Lösung. Wir reden hier nicht von einem Job, den wir kündigen können, um uns mental wieder aufzurappeln. Jede Stunde, in der wir aufgeben, zählt und wird sich auf unser zukünftiges Leben auswirken … Also tanken wir unweigerlich wieder auf, so gut wir können (Liebe, Yoga, Psychiater usw.) und geben uns nicht geschlagen. Ich habe großen Respekt vor den anderen Menschen mit T1D, weil wir alle ein Recht auf Tiefs haben, und die meisten lassen sich nichts anmerken.
Wenn dein Diabetes ein Song wäre, welcher wäre es?
Wenn wir Life durch Hyper ersetzen, haben Sie einen guten Einblick in mein Leben ah ah ah.
EINE Frage, die du gerne gestellt bekommen würdest? 🙂 Und deine Antwort?
Tut mir leid, ich habe meine ganze Energie in die Auswahl der Musik investiert. <3