Diabetes hat zwar keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit, kann aber durchaus Folgen für die männliche Sexualität haben. Dieser Umstand kann sowohl jungen als auch jung gebliebenen Männern immer wieder und berechtigterweise Sorgen bereiten.
Männer mit Typ-1-Diabetes, die unter Erektionsproblemen, Sexualstörungen oder Libidoverlust leiden, sollten jedoch nicht in Panik geraten. Zwar ist es nichts neues, dass Diabetes mellitus 1 im fortgeschrittenen und späten Stadium gewisse Schäden verursachen kann, wie z. B. Nervenschäden bei Neuropathie, arterielle Schäden an gerade den Blutgefäßen, die den Penis mit Blut versorgen, oder Testosteronmangel. Dennoch sind diese Faktoren nur sehr selten der Ursprung des Problems und gerade Erektionsprobleme, die die am häufigsten beobachtete Sexualstörung sind, können sehr unterschiedliche Ursachen haben.
Was genau ist eine Erektionsstörung (nicht nur bei DM1)?
Die Definition dieser medizinisch „erektile Dysfunktion“ genannten Sexualstörung ist einfach: Es ist die Unfähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten, die für ein befriedigendes Sexualleben ausreicht. Sie darf also nicht mit Störungen des Sexualtriebs, Libidoverlust oder Orgasmus-Problemen verwechselt werden.
Erektionsprobleme betreffen einen von drei Männern nach dem 40. Lebensjahr. Als betroffener Typ 1er steht man also keineswegs allein da. Erektile Dysfunktionen können auch bei jüngeren Männern vorkommen, wobei in diesen Fällen psychologische Ursachen häufiger sind.
Wie können Männer mit Typ-1-Diabetes Erektionsstörungen vorbeugen?
Um Erektionsstörungen vorzubeugen, ist es am wichtigsten sicherzustellen, dass der Diabetes gut eingestellt ist. Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels, die Einhaltung der Therapie und die Anpassung des Lebensstils (Ernährung und körperliche Aktivität) sind dabei die tragenden Säulen eines ausgeglichenen Diabetes. Diese Faktoren wirken sich nicht nur positiv auf Erektionsprobleme aus, sondern auch auf andere Diabetes-assoziierte Komplikationen (Nieren, Augen, Nerven, Haut, etc.).
Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist das Rauchen. Es erhöht signifikant das Risiko einer Erektionsstörung.
Schließlich haben die Ärzte festgestellt, dass eine Panne im Bett in der Regel nach langen Monaten ohne Sex auftritt, während derer sich die Erektionsfähigkeit allmählich verschlechtert. Wer über diese Probleme nicht mit einem Arzt spricht, kann schnell in einen Teufelskreis geraten: die Angst vor einem ausbleibenden „Ständer“ kann dann zur Ursache der Erektionsstörung werden. Bei Problemen solch intimer Natur sollte man(n) nicht zögern, mit seiner Partnerin oder seinem Partner darüber zu sprechen und sie/ihn um Hilfe zu bitten. Sexualstörungen lassen sich gemeinsam oft besser lösen.
Sexualität und Psychologie
Psychologische Faktoren machen 10 bis 20% aller Fälle von Erektionsstörungen aus, und Typ 1er machen hier keine Ausnahme. Stress, mangelndes Selbstwertgefühl, Depressionen, psychische Blockaden oder eine verminderte Libido sind heute gut bekannte Ursachen für Sexualstörungen, die vermieden und behandelt werden können. Die Diagnostik von Erektionsproblemen liegt heute primär in der Hand der Urologen. Neurologen werden bei Bedarf beratend hinzugezogen. In vielen Fällen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich.
Vorsicht mit dem Herz
Eine erektile Dysfunktion hat, unabhängig vom Alter, einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Menschen. Sie kann sich über viele Jahre hinweg entwickeln, wobei Gefäße und Nerven geschädigt sein können, deren Funktion unerlässlich ist, um „einen hoch zu kriegen“.
Vorbeugung und Behandlung von Erektionsproblemen
Neben der Behandlung mit Medikamenten gibt es noch weitere, weniger bekannte Methoden, die auch Menschen mit Diabetes mellitus 1 offenstehen.
So sind beispielsweise intra-penile, genauer gesagt intrakavernöse Schwellkörperautoinjektionen (SKAT) sehr effektiv, die sogar von den Patienten selbst durchgeführt werden können.
Weiterhin gibt es auch so genannte mechanische Verfahren.
Eine Vakuumpumpe ist eine kleine manuelle oder elektrische Pumpe, mit der eine Erektion erzielt wird, die dann mittels eines elastischen Rings an der Peniswurzel verlängert wird.
Ein Penisimplantat (Schwellkörperprothese) erfordert einen chirurgischen Eingriff, welche eine echte mechanischen Erektion mithilfe einer Pumpe im Skrotum (Hodensack) erzeugt. Es handelt sich hierbei um eine endgültige Methode, nach der eine Rückkehr zu anderen Therapiemöglichkeiten (Tabletten, SKAT) nicht mehr möglich ist.
Bei der erektilen Dysfunktion handelt es sich um ein Problem mit komplexen Ursachen. Auch wenn es für meisten Männer ein Tabuthema ist, ist es unerlässlich, mit einem Arzt darüber zu sprechen, um die Erektionsstörungen einzuordnen und eine geeignete Therapie zu finden. Bei einfachen Störungen ist es nicht notwendig, einen Sexualmediziner aufzusuchen. Der Hausarzt oder Diabetologe weiß dieses Problem anzugehen und zu behandeln.